Sie haben es endlich hinter sich: der Schock der ersten Diagnose, die darauffolgende Chemo samt ihren Nebenwirkungen, schließlich Reha – und stehen jetzt theoretisch wieder voll im Leben. Ob Sie sich bereits an diesem Punkt befinden oder auch schon während der Chemo über die Zukunft nachdenken… Der Beruf spielt dabei für viele eine entscheidende Rolle.
Laut Erhebungen des Robert-Koch-Instituts erkranken jährlich ca. 470.000 Menschen in Deutschland an Krebs, ungefähr die Hälfte davon im erwerbsfähigen Alter. Doch wie organisiert man den Beruflichen Wiedereinstieg nach Krebs, ohne die eigenen Kräfte zu überschätzen? Und wie kommuniziert man seine neuen Bedürfnisse gegenüber Vorgesetzten und Kollegen?
Abgeschlossene Krebsbehandlung? Beruflicher Wiedereinstieg nach Krebs:
Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Krebsbehandlung kehren Ihre Kräfte langsam zurück. Also nichts wie zurück in den Alltag und wieder ein „normales“ Leben führen. Wieder in seinem Beruf aktiv zu sein, in den Alltagsrhythmus zurückzufinden, gebraucht zu werden und Anerkennung für seine Leistungen zu erhalten, kann das Selbstwertgefühl enorm steigern. Die Situation hat auch aus sozialer und finanzieller Sicht positive Effekte und kann somit zur Genesung beitragen.
Auch wenn Sie am liebsten sofort voll durchstarten und die Krankheit komplett vergessen würden, sind deren Folgen auf keinen Fall zu vernachlässigen. Faktoren wie eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit, Erschöpfung, Lärmempfindlichkeit oder geringere körperliche Belastbarkeit erfordern es, gut in sich hineinzuhorchen. Überlegen Sie, inwiefern sich Ihre Bedürfnisse und Anforderungen an Ihre alte Arbeitsstelle geändert haben. Eine Reduzierung der Arbeitszeiten, weniger Verantwortung oder eine Umschulung für einen Arbeits- bzw. Abteilungswechsel bedeuten nicht, dass Sie weniger kompetent sind. Sie ändern lediglich die Art mit der Sie mit Ihren Ressourcen umgehen.
Ihre Rechte – Beruflicher Wiedereinstieg nach Krebs
Um am Anfang nichts zu überstürzen, ist der Arbeitgeber verpflichtet, nach 6 Wochen Arbeitsunfähigkeit ein betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) anzubieten, das der Betroffene bei Bedarf annehmen kann. Von der Krankenkasse getragen, kann die stufenweise Wiedereingliederung nach dem sogenannten „Hamburger Modell“ als Teil der medizinischen Rehabilitation erfolgen, wobei in individueller Abstimmung die Wiedereingliederung nach längerer Arbeitsunfähigkeit stufenweise erfolgt.
Ein wichtiger Punkt für dessen Erfolg ist die Kommunikation mit dem Arbeitgeber und dem behandelnden Arzt, um so mit einem für Sie persönlich erstellten Wiedereingliederungsplan die ideale Lösung zu finden. Im Durchschnitt dauert das Programm zwischen 6 Wochen und 6 Monaten, währenddessen Sie weiterhin als arbeitsunfähig gelten und Kranken- bzw. Übergangsgeld beziehen.
Unterstützung bei der Wiedereingliederung?
Scheuen Sie sich keineswegs, Beratungsangebote anzunehmen, um Ihre Wiedereingliederung so erfolgreich und angenehm wie möglich zu gestalten. Diese finden Sie unter anderem bei den Landeskrebsgesellschaften und auch in Form von Workshops, die zum Beispiel von dem Verein „Leben nach Krebs e.V.“ angeboten werden.
Haben Sie die Rahmenbedingungen einmal geklärt, ist es weiterhin ratsam, sich über Ihr soziales Arbeitsumfeld Gedanken zu machen. Sich während der Arbeitsunfähigkeit hin und wieder bei seinem Vorgesetzten mit kleinen, auf sachlicher Ebene bleibenden, Updates zu melden, kann helfen, später unangenehme Fragen und „Büro-Funk“ zu vermeiden.
Auch aus Sicht der Anderen ist die Rückkehr eines Mitkollegen nach einer Krebstherapie durchaus nicht unbedingt eine einfache Situation. Selbstverständlich hängt alles von der Arbeitsatmosphäre und dem Kontakt auch während der Abwesenheit ab. Der beste Weg, um mit der Situation umzugehen, ist Offenheit. Direktes Nachfragen, beispielsweise ob der Betroffene seine Aufgaben wieder in alter Form aufnehmen möchte oder Unterstützung gebrauchen kann – bzw. als Betroffener dies selbst anzusprechen – vereinfacht die Zusammenarbeit für alle Beteiligten eher, als eigene Annahmen zu treffen.
Solange Sie also auf die Signale Ihres Körpers achten und mit Ihrem Arbeitgeber offen über Ihre Eingliederung sprechen, können Sie sich unbesorgt auf Ihre Wiederkehr in den Alltag freuen und den Krebs ein Stück weit hinter sich zurücklassen. Sie werden sehen, mit etwas Geduld gibt es für jede Situation die richtige Lösung!